Fädelmagnetkernspeicher
W/2013/05/00021
Fädelspeicher war eine frühe Form des ROM-Speichers. Sein Aufbau erinnert an den Kernspeicher, sein Arbeitsprinzip ist jedoch anders. Magnetkerne mit relativ großem Durchmesser wurden in einer Reihe angeordnet und senkrecht aufgestellt. Die Anzahl der Kerne entsprach mindestens der Busbreite des Rechners: Bei einem 8-Bit-Rechner waren also 8 Kerne notwendig, bei Rechnern anderer Busbreite entsprechend mehr. Ihre Befestigung mit dem Untergrund erfolgte durch einige Windungen dünnen Spulendrahts, der gleichzeitig den Stromabnehmer bildete. Anschließend wurden per Nadel und Faden haarfeine Drähte entweder durch oder über die Magnetkerne gefädelt (Programmierung). Die Enden aller Drähte wurden verbunden, die Anfänge der Drähte wurden auf ein Lötfeld geführt und dieses mit der Adress-Auswahlelektronik verbunden.
Jeder Draht repräsentierte ein Datenwort im Speicher. Schickte man durch einen Draht einen Stromimpuls, wurde in den Kernen, durch die der Draht hindurchlief, ein Magnetfeld erzeugt und in den Kernen, über die der Draht hinweg lief, nicht. Diese Magnetfelder induzierten in den Bodenspulen Spannungen, die entsprechend verstärkt und weiterverarbeitet wurden. Fädeldraht, Kern und Abnehmerspule bildeten also eine Art Transformator, wobei die Primärspule bei Fädelung durch den Kern ½ Windung hatte und bei Fädelung über den Kern 0 Windungen.
Der Vorteil von Fädelspeicher war sein theoretisch endloser Datenerhalt (vorausgesetzt, die Drähte korrodierten nicht). Nachteilig war der immense Herstellungsaufwand: die Programmierung erfolgte ja manuell und nach Augenmaß (Wickeln um die Kerne herum - siehe Bild).
Die Kapazität eines Fädelspeichers hing im wesentlichen vom Verhältnis von Ring-/Kerndurchmesser zum Drahtdurchmesser ab. Bei Benutzung nur einiger Mikrometer dicker Drähte konnten Speicherkapazitäten von mehreren Kilobyte pro Fädelkette erreicht werden. Wurde mehr Speicher gebraucht, wurden entsprechend mehrere Fädelspeicher-Leiterplatten eingebaut.
Bei eventuellen nachträglich erkannten Programmierfehlern musste der falsche Draht entfernt und manuell ein korrekter Draht nachgefädelt werden. Programmänderungen beim oder durch den Kunden waren nicht möglich.
DDR-Rechner mit Fädelspeichern waren z.B. der daro 1750, der daro 1840 und auch ESER-Rechner (wahrscheinlich EC1040).
Mit dem Verfügbarwerden von Halbleiter-ROMs Ende der 1970er Jahre starb diese Technologie aus.
Quelle: robotrontechnik.de / 23.5.13
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