rsg 103, Lerncomputer
W/2012/01/00011
Demonstrationsrechner RSG 103. Verbaute Bausteine: Negator Nm 61-112m1; Schneller Negator NSm 63-112m1; NOR-Baustein NORm 61-342m1; Ansteuerbaustein AS 63-92211; Schneller Flip-Flop FFSm 63-512m1. Leiterplatten mit auf KME3-technologie beruhenden Elementen. Integrierte Schaltkreise in Dünnschicht-Hybrid-Technik (Trägermaterial Keramik oder Glas).Register Baustein acht hintereinandergeschaltete Flip-Flops. Ein abgerüsteter Rechner zur Demonstration der internen Vorgänge eines elektronischen Rechners. Es können veranschaulicht werden: logische Verknüpfungen, Grundrechenarten mit max. 8 bit je Operand. Speichern und Verschieben von Zahlen in Registern, binäres Zählen und Teilen, Ausführen bedingter Sprünge, Selektieren, Zusammenschalten von Rechen-, Speicher- und Steuerelementen zu funktionsfähigen Rechnerschaltungen.
Recherchen im Web ergeben immer nur den Bezug zu unseren Ausführungen, wir sind da auf der Spur eines Unikates
Auf dem Bild ist die Addition gesteckt, die Schaltungen (Flip-Flop in KME3-Technologie ausgeführt) sind auf dem Schaltplan (Bild obere Reihe, li) gut zu erkennen. Entschuldigung für die Schnur im Bild!
Originale technische Beschreibung vorhanden, Gerät ist funktionstüchtig und wird zu Höhepunkten in der Ausstellung präsentiert. D.h. es kann ausprobiert werden.
KME3 war der Nachfolger von KME2. Gegenüber dem Vorgänger wurden bei KME3 auch die Kondensatoren in Dünnschichttechnik erstellt. Ein KME3-Baustein enthielt jeweils 1 logische Funktion, z.B. NOR-Gatter, Flip-Flop oder Negator. Außerdem gab es KME3-Baugruppen, die lediglich Widerstände enthielten und benutzt wurden, um den Pegel von Leitungsbündeln elektrisch in eine Richtung zu ziehen.
Die KME3-Schaltkreise waren in Silikongummi eingegossen. Als Substrat wurde neben Keramik auch Glas verwendet. Die Strukturen auf dem Substrat wurden mit der Hochvakuum-Verdampfungsanlage des Dresdner Instituts Manfred von Ardenne aufgebracht. Widerstände und kleinkapazitive Kondensatoren konnten direkt in die Schaltungsstruktur integriert werden. Größere Kondensatoren, aktive Bauelemente (Dioden und Transistoren im Miniplast-Gehäuse) wurden vor dem Kunststoff-Verguss aufgelötet. Die anfangs verwendeten Kunststoff-Gehäuse wurden später ausschließlich durch Metall-Gehäuse (Aluminium) ersetzt.
Von allen KME-Varianten erlange KME3 die größte Bedeutung. KME3 wurde später durch KME4 abgelöst.
Unter Führung der Keramischen Werke Hermsdorf wurden in den 1960er und 1970er Jahren Hybrid- und Dickschichtschaltkreise entwickelt und produziert. Sie stellten den Übergang von der diskreten Elektronik zur Mikroelektronik in der DDR dar.
Äußerlich waren die KME-Baugruppen in Aluminiumquader eingebaut, die stehend auf der Leiterplatte verlötet wurden. Besonders das Werk in Zella-Mehlis baute in den 1970er Jahren KME3-Baugruppen in ihre Geräte, beispielsweise in den Lochbandleser daro1210 und den Lochbandstanzer daro1215. Auch der Computer R21 wurde aus solchen Baugruppen aufgebaut.
Wie in vielen anderen Fällen fanden Entwicklungen, die die DDR im Alleingang machte, international keine Anerkennung und so führte auch die KME-Entwicklung langfristig ins Aus und ihr Einsatz nahm mit Beginn der 1980er Jahre stark ab.
Die durch KME3 gewonnen Erfahrungen bekamen immerhin später noch Bedeutung, da es durch den Herstellungsprozess der Bedampfung unter Hochvakuum gelang, hochpräzise Widerstände oder ganze Netzwerke preiswert herzustellen, die mit herkömmlichen Verfahren zur Herstellung von Schichtwiderständen nicht oder nur mit sehr hohem Aufwand herstellbar waren. Insbesondere war die Genauigkeit des absoluten Widerstandswertes, aber auch dessen sehr geringe thermische Abhängigkeit für viele Bereiche der elektronischen Meßtechnik sehr interessant. Diese R-Netzwerke, ob nun als R-2-R, linearer oder logarithmischer Spannungsteiler oder gar als Block mit vielen Terminierungswiderständen, wurden überall gern eingesetzt - wenn sie denn verfügbar waren. Trotz der hochmodernen Bedampfungsanlagen war der Materialdurchsatz durch den zeitlichen Ablauf sehr begrenzt, so dass nur für die allerwichtigsten Industrievorhaben entsprechend der Bilanzierungsverordnung der DDR diese Bauelemente zur Verfügung standen. Trotzdem kam es vor, dass solche Bauelemente als Überplanbestände in den zahlreichen Bastlerläden landeten. Schwieriger war es dann schon für den Elektronik-Bastler herauszubekommen, um welches Bauelement es sich in diesem Fall handelte. Die Informationspolitik des KWH war - so wie bei den anderen VEBs auch - sehr bescheiden. Ein Ausweg dafür war die Fachpresse, z.B. die Zeitschriften radio fernsehen elektronik und Funkamateur. Dort wurden, wenn es irgendwie möglich war, Datenblätter und/oder Applikationsberichte zu vielen, wenn auch nicht allen, Bauelementen veröffentlicht - eine heutzutage leider nicht mehr übliche Praxis.
Quelle: robotrontechnik.de
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